„Das Seniorenzentrum ist meine Schule“

Naveen Khanna flüchtete aus Afghanistan und arbeitet im Bundesfreiwilligendienst im Seniorenzentrum Hanauerland

 

Seit März zählt das Seniorenzentrum Hanauerland einen Mann aus Afghanistan, der vor drei Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam zu seinen Mitarbeitern. Naveen Khanna unterstützt einige Bewohner bei der Morgentoilette, er hilft mit, das Frühstück zuzubereiten, er macht die Betten, er kümmert sich darum, dass die Bewohnerinnen und Bewohner genügend trinken und er unterstützt die Pflegefachkräfte bei ihrer Arbeit, wo er kann.

Die Heimleitung des Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt ist mit der Arbeit des 47-Jährigen sehr zufrieden. „Er ist stets freundlich, hilfsbereit und zuverlässig“, sagt Heimleiterin Silvia Bainczyk.  Die Einstellung im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD), sei allerdings alles andere als einfach gewesen und habe einen hohen bürokratischen Aufwand bedeutet, sagt sie. Bainczyk: „Da waren jede Menge Telefongespräche und Schreibarbeiten nötig.“ Im Haus könne er zwar aufgrund eines Herzleidens keine schweren Arbeiten übernehmen, aber für die leichteren Tätigkeiten habe er sich als große Hilfe erwiesen. Und bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sei er aufgrund seiner Freundlichkeit sehr beliebt.

Indes ist der Mann, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zu der religiösen Minderheit der Sikh aus Afghanistan fliehen musste, immer noch nicht als Flüchtling anerkannt. Auch nach drei Jahren in Deutschland wartet er noch immer auf die sogenannte Anhörung in Karlsruhe. Zuletzt habe er einen Termin für den 30. Mai erhalten, doch der sei nun wieder abgesagt worden. Und ein neuer Termin für die Anhörung sei leider noch nicht mitgeteilt worden.

Auch seine familiäre Situation ist alles andere als befriedigend, denn seine Familie – seine Frau und zwei Söhne – wohnen in Stuttgart. Ein Umzug zu ihnen nach Stuttgart ist ihm bisher nicht gestattet worden, was ihn sehr traurig stimmt und ihn finanziell arg belastet. Jede Fahrt in die Landeshauptstadt und zurück nach Rheinau koste ihn 50 Euro, sagt er. Von seinem Verdienst in Höhe von 300 Euro, den er als Freiwilliger bekommt, werden ihm vom Amt aber 200 Euro abgezogen. So bleiben ihm als Entlohnung für seine Arbeit nur 100 Euro monatlich.

Dass die Familie nicht zusammen ist, liegt daran, dass Khanna zunächst alleine nach Deutschland kam. Wie er berichtet sei er, nachdem er als Nicht-Moslem von den Taliban mehrfach bedroht, geschlagen und misshandelt worden sei, auf der Flucht von seiner Frau getrennt worden und mit seinen beiden Söhnen zunächst alleine nach Pakistan geflohen. Er sei dann mit seinen beiden Söhnen, die heute 17 und 19 Jahre alt sind, wieder zurück nach Afghanistan, um seine Frau zu suchen. Schließlich habe die Familie entschieden, dass er zunächst alleine fliehen solle. Nach langer Ungewissheit, was mit seiner Familie ist, habe er dann erst über eine Anfrage beim Suchdienst des Roten Kreuzes erfahren, dass sie ein halbes Jahr nach ihm nach Deutschland gekommen sei.

Die Trennung von Frau und Kindern belaste ihn sehr, sagt er und es sei auch nicht gut für sein Herzleiden. Khanna hat schon zwei Operationen am Herzen hinter sich. Einmal ist er noch in Pakistan operiert worden. Bei der zweiten Operation ist ihm in Deutschland ein Stent gesetzt worden. Doch die Arbeit im Seniorenzentrum gefällt ihm. So müsse er nicht den ganzen Tag im Flüchtlingswohnheim untätig herumsitzen.

Seit einem Monat nimmt Khanna auch an einem Deutschkurs in Kehl teil. Doch der helfe ihm nicht so viel, weil sich die anderen Teilnehmer während des Unterrichts immer unterhielten und er sich nicht konzentrieren könne, kritisiert er. Khanna: „Die anderen 18 Leute kommen aus Syrien und dem Irak und unterhalten sich dauernd laut auf Arabisch.“

Im Seniorenzentrum könne er jedoch nicht nur den Menschen helfen, sondern ganz nebenbei im Umgang mit den Bewohnern seine Deutschkenntnisse verbessern: „Das Haus ist meine Schule, hier höre ich immer neue Worte.“

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AWO Seniorenzentrum Hanauerland
Hauptstraße 1a
77866 Rheinau

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