RHEINAU-FREISTETT. „Mensch ärgere dich nicht“, der Klassiker unter den Brettspielen, ist nach wie vor der Renner bei den fünf bis sechs Seniorinnen, die sich jeden Mittwoch und Donnerstag zum Spielenachmittag treffen. Dabei haben nicht nur sie Spaß. Auch die ehrenamtliche Helferin hat große Freude daran. „Das ist eine richtig fröhliche Runde. So viel gelacht wie hier habe ich schon lange nicht mehr“, sagt die 76-jährige Brunhilde Spinner, die die Spielrunde seit eineinhalb Jahren anbietet.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden im Seniorenzentrum Hanauerland hoch geschätzt. Ohne sie wären solche Angebote, wie einfach einmal zwei Stunden zusammen sitzen, spielen und ins Gespräch kommen, kaum möglich. Deshalb ist das Haus der Arbeiterwohlfahrt auf solche „guten Geister“ dringend angewiesen und stets auf der Suche nach ihnen. Was Brunhilde Spinner betrifft, so ist sie über die Betreuung einer älteren Frau, die ihr sehr ans Herz gewachsen war, zum Seniorenzentrum gekommen. Ihr Schützling war mehrfach zur Kurzzeitpflege hier, so hat sie das Haus, seine Mitarbeiter und seine Bewohner kennen gelernt.
Brunhilde Spinner hat jahrelang zusammen mit ihrem Mann die Drogerie schräg gegenüber des Seniorenzentrums geführt. Mit 64 Jahren ging sie in Rente. „Aber irgendwann fehlte mir etwas“, sagt sie im Blick zurück. Über die Vermittlung des Sozialamtes begann sie mit der Betreuung der Seniorin. Doch dann erkrankte sie selbst schwer und musste eine Auszeit nehmen. Das ist jetzt fünf Jahre her, sie hat ihre Krankheit überwunden (toi-toi-toi). Aber leider verstarb in der Zwischenzeit die ältere Frau, die sie betreut hatte. Da erinnerte sie sich an das Seniorenzentrum Hanauerland und dass dort Ehrenamtliche stets willkommen sind.
So fing sie mit der Spielrunde an, die sie inzwischen nicht mehr missen möchte. „Wenn ich sehe, wie sich die Menschen freuen, wenn ich komme, dann ist das die größte Belohnung für mich“, sagt Brunhilde Spinner. Sie selbst hält sich immer aus dem Spiel raus. „Ich sage immer: Ich bin der Chef und muss auf euch aufpassen, dass ihr nicht schummelt“, lacht sie.
Ganz gemäß dem Motto „Wer rastet, der rostet“ ist Brunhilde Spinner auch sonst viel unterwegs. Seit 6 Jahren übernimmt sie die Aufgaben des Kassenwarts im Historischen Verein Rheinau-Freistett. Sie ist dreimal die Woche aktiv im Turnverein, fährt noch mit dem Rad und wandert gerne. Ihre beiden Söhne wohnen in München und London. Die beiden werden regelmäßig besucht. Erst vor wenigen Tagen kam das Ehepaar Spinner von einem Besuch aus London zurück. Aber zu lange darf sie nicht weg fahren. Denn sie weiß genau: Die Teilnehmerinnen der Spielrunde warten sehnsüchtig auf ihre Rückkehr.
